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Freundschaften wider den Verfall : Gemeinschaftsbildung und kulturelle Selbstverortung im Briefwechsel des Ruricius von Limoges

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Müller, Gernot Michael:
Freundschaften wider den Verfall : Gemeinschaftsbildung und kulturelle Selbstverortung im Briefwechsel des Ruricius von Limoges.
In: Diefenbach, Steffen ; Müller, Gernot Michael (Hrsg.): Gallien in Spätantike und Frühmittelalter : Kulturgeschichte einer Region. - Berlin, Boston : de Gruyter, 2013. - S. 421-454. - (Millennium-Studien ; 43)
ISBN 978-3-11-026005-2

Kurzfassung/Abstract

Gegenstand des Beitrags ist die Korrespondenz des Ruricius von Limoges, die an die Wende vom 5. zum 6. Jh. zu datieren ist. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Beobachtung, dass Ruricius anders als der eine Generation ältere Sidonius Apollinaris, der seine Briefsammlung ostentativ in die Tradition lateinischer Epistolographie seit Cicero und Plinius d. J. einreiht und damit programmatisch zur eigenen kulturellen Selbstverortung verwendet, auf eine solche literarische Kontextualisierung seines epistolographischen Schaffens verzichtet. Dennoch knüpft auch Ruricius inhaltlich wie performativ an die Tradition des aristokratischen Freundschaftsbriefes an, dessen Funktion weniger in der Informationsvermittlung als darin bestand, ein Zeichen freundschaftlicher Wertschätzung zu sein und durch das Medium des Briefes eine persönliche Vergegenwärtigung des Verfassers beim Adressaten zu bewirken. Damit ordnet sich Ruricius in die seit dem 4. Jh. florierende spätantike christliche Epistolographie ein, deren Vertreter zwar kein Interesse zeigen, sich offen in die Tradition heidnischer Briefkultur zu stellen, die aber dennoch bestimmte Aspekte von dieser – unter anderem die briefliche Freundschaftspflege – wie selbstverständlich kontinuieren. Freilich zeigt sich Ruricius dahingehend seinem Zeitgenossen Sidonius Apollinaris verwandt, dass er diese epistolare Praxis auf ihre Ursprünge in der heidnischen Antike zurückführt und sich auf diese Weise einmalig ähnlich programmatisch wie dieser als Fortsetzer alter römischer Traditionen inszeniert. Dieser Befund legt den Blick dafür frei, dass mit dem Verzicht auf die Zurschaustellung literarischer Kontinuität nicht gleichzeitig die Zugehörigkeit zur römischen Elitenkultur zur Disposition gestellt wird. Im Gegenteil bezeugt der ostentative Rückbezug auf die Ursprünge des epistolaren Freundschaftsdiskurses im Briefœuvre des Ruricius von Limoges, dass auch in Kreisen, die kein Interesse mehr an jener literarischen Beziehungsstiftung eines Sidonius hatten, das Bedürfnis fortbestand, sich über das Feld bestimmter kultureller Praktiken wie der epistolaren Kommunikation in die Kontinuität römischer Elitenkultur zu stellen und sich auf diese Weise wirksam von einem zunehmend barbarischen Umfeld abzugrenzen.

Weitere Angaben

Publikationsform:Aufsatz in einem Buch
Schlagwörter:Gallien; Spätantike; Spätrömisches Reich; Kulturgeschichte; Identität; Briefliteratur; Ruricius von Limoges
Institutionen der Universität:Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Klassische Philologie > Professur für Klassische Philologie und Wirkungsgeschichte der Antike
Begutachteter Aufsatz:Ja
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:13562
Eingestellt am: 02. Okt 2013 09:24
Letzte Änderung: 02. Okt 2013 09:24
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/13562/
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