Annäherungen an Auschwitz

Kurzfassung/Abstract

Als Rabbiner Goldberger während einer Reise nach Auschwitz von Besuchern hörte: »Wir waren in Auschwitz.«, entgegnete er: »Sie und ich waren nicht in Auschwitz. Meine Mutter war in Auschwitz. Wir haben Auschwitz nur besucht.«


Theodor W. Adorno (1903-1969) hat die Bestimmung »seines« kategorischen Imperativs bekanntlich nicht ohne die »Ortsbestimmung« Auschwitz vorgenommen. Es war der 18. April 1966, als der Hessische Rundfunk einen Vortrag des renommierten Vertreters der Frankfurter Schule sendete, in dem dieser von der unbedingten Forderung sprach, »daß Auschwitz nicht noch einmal sei« .

Christliche Ethik kann keine Ethik mit »Ortsumgehung« Auschwitz sein. Gerade weil sie Ethik »nach Auschwitz« ist, muss sie Ethik sein, die weiß, dass sie die entsetzlichen Geschehnisse dieses Ortes und aller weiteren Orte, für die sein Name als Synonym steht, nicht übersehen und übergehen darf, wenn sie jetzt und künftig nach verbindlichen Maßstäben des Menschlichen sucht.

Was an diesem Ort geschehen ist, können wir nicht umgehen. Wir müssen damit umgehen, und das heißt auch: daran nicht vorbeidenken, dass Auschwitz eine schmerzliche »Wunde« darstellt, die noch lange nicht verheilt ist.

Unter dieser Prämisse finden seit 2007 regelmäßig von Prof. Dr. Bernhard Sill geleitete Blockseminare für die Studierenden der Fakultät für Religionspädagogik / Kirchliche Bildungsarbeit »vor Ort« – d. h. in dem neben dem ehemaligen Konzentrationslager gelegenen »Zentrum für Dialog und Gebet« statt.