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Leuenberger, Martin (Hrsg.): Segen. Stuttgart, 2015

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Kluger, Florian:
Rezension von: Leuenberger, Martin (Hrsg.): Segen. Stuttgart, 2015.
In: Theologische Literaturzeitung. 141 (2016) 7/8. - S. 809-810.
ISSN 0040-5671

Kurzfassung/Abstract

„Segen“ ist für den Alttestamentler Martin Leuenberger, der an der Tübinger Evangelisch-Theologischen Fakultät lehrt, ein Thema, das ihn schon länger beschäftigt: 2008 hat er seine Habilitationsschrift über „Segen und Segenstheologien im alten Israel“ vorgelegt. Der vorliegende Sammelband versucht den Fokus auf weitere Disziplinen auszuweiten. Sieben Autoren beleuchten das Feld „Segen“ aus der Perspektive ihrer Fachbereiche: Religionswissenschaft, Altes Testament, Judaistik, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie. Ohne dass dies im Sammelband ausdrücklich genannt wird, spiegeln die Beiträge evangelische Sichtweisen wider.
In einer gründlichen Einleitung (S. 1-23) führt Martin Leuenberger den Leser in die Thematik ein und stellt die versammelten Beiträge vor. Er behandelt dabei auch die etymologischen, phänomenologischen und hermeneutischen Grundfragen: „Aufs Ganze stellen Segen und Segensvorstellungen mit ihrer durchgängigen Bezogenheit auf gelingendes Leben ein Grundthema von Religion und Kultur dar, das […] als eine paradigmatische Weise des erfolgreichen Umgangs mit der komplexen und kontingenten Unverfügbarkeit menschlicher Existenz verstanden werden kann.“ (12)
Einen religionsgeschichtlichen Überblick bietet Andreas Feldtkeller. Er versteht Segen dabei nicht als kulturübergreifendes Phänomen, sondern vornehmlich als spezifische Ausdrucksweise von Judentum, Christentum und Islam sowie von einigen aus diesen hervorgegangenen neueren Religionsgemeinschaften. Vergleiche mit anderen Religionen stellt er jedoch über Stellung und Funktion entsprechender Praktiken in Bezug auf die religiöse Bewältigung von Kontingenzerfahrungen und der Sicherung des Wohlergehens an. Erhellend sind die Ausführungen zu Konfuzianismus, Islam, indischem Karma und Buddhismus.
In seinem alttestamentlichen Beitrag geht Martin Leuenberger auf den Segen als Grundzug der Gottesbeziehung Israels ein. Solide und verständlich erklärt er das Begriffsfeld „brk“ und zeigt in einem „Durchgang durch die Segensvorstellungen des alten Israel […] ihre Vielschichtigkeit und langzeitige Relevanz“ (S. 66) auf. Hierbei hebt er u.a. die gemeinschaftliche Begegnungssituation und die Reziprozität des Segens hervor. Die Segensvorstellungen des AT sind für ihn „fragmentarische Erfahrungen des (eschatologischen) Heils“ (S. 68).
David Hamidovic beschäftigt sich mit dem Segen im antiken Judentum und füllt mit diesem Beitrag für den deutschsprachigen Bereich ein Desiderat. Basierend auf einem materialreichen Überblick zur antiken jüdischen Literatur, skizziert er die Hauptstränge der Segensaussagen. Insgesamt stellt er Tendenzen zur Vereinheitlichung fest: „Segensformeln scheinen immer systematischer einem strikten Formular zu folgen“ (S. 105f.) Zunehmend verdrängen sie hymnische Formeln im liturgischen Kontext.
Einen Blick in das Neue Testament wirft Karl-Heinrich Ostmeyer. Aufgegriffen werden die alttestamentlichen Bezüge und jüdischen Traditionen; die christologische Prägung der neutestamentlichen Segenstheologie wird hervorgehoben. Deutlich werden auch dualistische Vorstellungen, die sich im NT niedergeschlagen haben. Segen und Fluch stehen sich gegenüber, wenngleich in Christus die umfassende Segensgabe besteht.
Einen kirchengeschichtlichen Überblick versucht Christopher Spehr zu skizzieren. Für die altkirchliche Zeit beschreibt er die Ausprägung verschiedener Segenshandlungen in den Bereichen Gottesdienst, kirchliche Ämter und geheiligtes Leben (Taufe, Ehe, Segnung von Gaben und Speisen). Im Mittelalter beobachtet er eine signifikante Zunahme von Segnungen und eine „dingliche Aufladung des Segens“ (S. 147). In der Neuzeit richtet Spehr sein Blickfeld sehr eingeschränkt auf reformatorische Entwicklungen, während katholische Theologie und Praxis nahezu vollständig ausgeblendet und nur ungenügend wahrgenommen wird.
Eine systematisch-theologische Perspektive nimmt Harmut Rosenau ein, der sich mit evangelischen Denkern auseinandersetzt. Hierbei versteht er es Bezüge im theologischen Sprachspiel verschiedener Autoren herzustellen.
Ulrike Wagner-Rau setzt in ihrem Beitrag praktisch-theologische Akzente. Sie überblickt die Praxis gottesdienstlicher Agenden, wenngleich sie sich exklusiv auf evangelische Praxis bezieht, ohne dies jedoch ausdrücklich zu erwähnen. Zu würdigen sind ihre Ausführungen zu den pastoralpsychologischen und ritualtheoretischen Aspekten.
Der vorliegende Sammelband bietet insbesondere mit den biblischen, religionswissenschaftlichen und vor allem judaistischen Beiträgen einen soliden Überblick. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn etwa im Untertitel des Buches deutlich gemacht worden wäre, dass es sich im nichtbiblischen Teil um eine dezidiert evangelische Perspektive handelt.

Weitere Angaben

Publikationsform:Rezension
Schlagwörter:Segen, Theologiegeschichte
Institutionen der Universität:Theologische Fakultät > Praktische Theologie > Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft
Fakultät für Religionspädagogik/Kirchliche Bildungsarbeit (FH) > Professur für Liturgik, Musik, Stimmbildung
Die Zeitschrift ist nachgewiesen in:
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:18354
Eingestellt am: 09. Aug 2016 14:44
Letzte Änderung: 31. Jul 2017 18:43
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/18354/
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