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Abstraktion des "Lebens" : psychologische Ästhetik und Suggestion im Werk von Henry van de Velde und August Endell

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Nieß, Flora:
Abstraktion des "Lebens" : psychologische Ästhetik und Suggestion im Werk von Henry van de Velde und August Endell.
Eichstätt ; Ingolstadt, 2019. - X, 229 S.
(Dissertation, 2018, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Volltext

Kurzfassung/Abstract

Sowohl der Belgier Henry van de Velde als auch August Endell aus München sind Künstler des Jugendstil und Art Nouveau, die zur Zeit der Wende hin zum 20. Jahrhundert ihre Kunst programmatisch theoretisieren und mit einem gesellschaftsreformerischen Auftrag versehen. So proklamieren sie in ihren kunsttheoretischen Texten die Abstraktion der Linie und Form und argumentieren dabei auf Basis der ästhetischen Psychologie, der Psychophysik und Physiologie. Diese in der Zeit noch neuen naturwissenschaftlichen Disziplinen zeigen auf, dass Linien und Formen im Prozess der ästhetischen Wahrnehmung einen direkten Einfluss auf die Empfindungen des Betrachters hätten. Sie erklären dies damit, dass Linien Bewegungsrichtungen abstrahierten, die durch Imagination körperlich nachempfunden werden könnten. Jede Form setze sich zusammen aus abstrahierten Zuständen, die so auch in natürlichen, physikalischen und formalen Zusammenhängen in der Natur zu finden seien. Van de Velde und Endell gehen so davon aus, dass in dieser Weise die Kunst in der Lage sei, über den einzelnen Menschen schließlich die gesamte Gesellschaft zu beeinflussen und zu reformieren. In einer Gegenüberstellung ihrer kunsttheoretischen Positionen werden dabei Unterschiede in den Vorstellungen vom Vorgang der ästhetischen Wahrnehmung und damit der Beeinflussung durch Linie und Form deutlich. Dies zeigt sich sowohl argumentativ, als auch in ihrem künstlerisch-praktischem Werk im Grad der Abstraktion von Linie und Form. Bestimmend ist dabei insbesondere die Suggestion, die bereits von einigen Theoretikern und Wissenschaftlern der Zeit auch in Verbindung zur ästhetischen Wahrnehmung verhandelt wird. Van de Velde und Endell entwickeln so auf Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse zur Suggestion ihre gesellschaftsreformerisch angelegte Kunsttheorie.

Ihre Texte zur Kunst zeigen deutliche Überschneidungen zu den Annahmen und Ergebnissen zur ästhetischen Wahrnehmung, wie sie der Psychologe Theodor Lipps aus München formuliert. Dabei ist nicht nur sein Konzept der „Einfühlung“ von Bedeutung. Gerade sein Postulat einer „mechanischen Ästhetik“ setzt dem Prozess der ästhetischen Wahrnehmung ein positivistisches Verständnis voraus. Auch die Abhandlungen der beiden Künstler offenbaren ein Menschenbild, das heißt vor allem ein Bild eines funktionierenden Körpers, das sich auf eine positivistische Naturwissenschaft stützt. Dabei scheint jedoch auch die Idee einer „Lebenskraft“ durch, die „mechanisch“ bestimmt ist.

Van de Veldes und Endells kunsttheoretische Positionen zur Abstraktion von Linie und Form werden mit Blick auf deren Bezug zu zeitgenössischen Annahmen zum Prozess der ästhetischen Wahrnehmung zueinander in Beziehung gesetzt. Auch wenn sich weder van de Velde noch Endell als Künstler der Lebensreform verstehen oder eine Nähe zu den Lebensreformern suchen, so wird doch deutlich, dass sie sich mit ihrem gesellschaftreformerischen Anspruch in dessen Diskurs bewegen.

Weitere Angaben

Publikationsform:Hochschulschrift (Dissertation)
Schlagwörter:Abstrakte Linie; Art Nouveau; Form; Lipps, Theodor; Psychologische Ästhetik; Suggestion
Velde, Henry van de; Endell, August; Jugendstil; Abstraktion
Sprache des Eintrags:Deutsch
Institutionen der Universität:Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Kunstgeschichte > Lehrstuhl für Kunstgeschichte
Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Dissertationen / Habilitationen
DOI / URN / ID:urn:nbn:de:bvb:824-opus4-5136
Open Access: Freie Zugänglichkeit des Volltexts?:Ja
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:23234
Eingestellt am: 07. Aug 2019 07:53
Letzte Änderung: 18. Mär 2022 07:45
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/23234/
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